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SUVs sind die neuen Mainstreamfahrzeuge in allen Klassen

Erfolgreicher Segmentbegründer: Der BMW X5 war 1999 das erste Modell, das Offroad-Optik mit einem Allradantrieb verband, der für den Einsatz auf der Straße optimiert war. (Werksfoto)

Die Automobilwelt war mal übersichtlich. Es gab tatsächlich Zeiten, da reichten drei Fahrzeugklassen aus, um alle Wünsche der Kunden zu erfüllen. Kompaktklasse, Mittelklasse, Oberklasse – zur Not noch die Kombiversionen. Fertig. Doch die Zeiten haben sich geändert, das Kaufverhalten der Kunden ebenfalls. Ob sich Kunden neue Fahrzeugkonzepte zuerst vorgestellt haben und die Industrie reagiert hat, oder ob die Automobilhersteller mit neuen Modellen den Kunden erst gezeigt haben, was sie sich wünschen – wir wissen es nicht. Klar ist aber: verfeinerte Produktionsverfahren erlauben es, mit Stückzahlen kostendeckend zu arbeiten, die früher kaum die Erprobungskosten abgedeckt hätten. In Crossover-Modellen werden bisherige, klar definierte Fahrzeuggattungen zu immer neuen Fahrzeugspezies kombiniert, eine Einordnung ist schwer bis unmöglich. Ein Trend ist bei allen Neuschöpfungen seit Jahren aber ungebrochen – der zu den SUVs. Was einmal als Randerscheinung und mit mehr oder minder hochgelegten Kombis begonnen hat, wird zum neuen Mainstream. Kein Hersteller kann es sich leisten, auf diese Fahrzeuggattung zu verzichten. Je mehr Modellreihen abgedeckt werden, desto besser. Während mit Modellen wie dem Suzuki SX4 S Cross Kunden mit kleinerem Geldbeutel bedient werden, setzt sich die Mode auch am anderen Ende der Preisskala durch. In Regionen, in denen man früher nicht selbst fuhr, sondern gefahren wurde. Wieso sollte nicht auch eine Klasse höher funktionieren, was der frühere Sportwagenhersteller Porsche vormachte.

2002 brachte Porsche den Cayenne und zeigte, dass solche SUVs selbst bei Marken, für rasantes Wachstum sorgen können, die bis dato nur in ganz anderen Fahrzeugsegmenten unterwegs waren. (Werksfoto)

2002 brachte Porsche den Cayenne und zeigte, dass solche SUVs selbst bei Marken, für rasantes Wachstum sorgen können, die bis dato nur in ganz anderen Fahrzeugsegmenten unterwegs waren. (Werksfoto)

Längst ist der Porsche Cayenne zum meistverkauften Modell im Fahrzeugprogramm der Zuffenhausener geworden. Auch wenn diese Spitzenposition künftig gefährdet werden könnte – nicht durch einen Sportwagen, sondern durch den Macan – die kleinere SUV-Ausgabe unterhalb des Cayenne. Was liegt näher, als das Cayenne-Erfolgsrezept auf die anderen noblen VW-Töchter zu übertragen. Auf der Auto China 2012 zeigte Lamborghini den Urus als Konzeptfahrzeug, 2013 wurde die Serienproduktion bestätigt. Mit dem Bentley Bentayga zieht es auch die britische Marke des VW-Konzerns in unwegsameres Gelände – die Präsentation wird zur IAA in Frankfurt im September erwartet. Dagegen nimmt sich der erst Anfang des Jahres vorgestellte Audi Q7 geradezu dezent aus. Und selbst Rolls-Royce wagt das früher undenkbare und kündigte einen SUV an. Maserati und Jaguar werden mit dem Levante beziehungsweise dem F-Pace folgen, ebenso Aston Martin, die auf dem Autosalon in Genf 2015 mit dem DBX eine hochgelegte Studie vorstellten. Jetzt liefern die Hersteller, was die Käufer – einmal auf den Geschmack gebracht – verlangen. Ob nicht eigentlich ein Kombi, Sportwagen oder ein wirklich raumfunktionales Fahrzeug die Bedürfnisse besser abdeckt, wird immer weniger diskutiert. Der Mainstream gibt den Takt – und am Ende den Preis – vor.

Autor: Olaf Kuhlmann