Wie viel Premium darf Seat?
Ateca ist ein 2000-Seelen-Kaff in der spanischen Provinz Saragossa und gleichzeitig der Name des ersten SUVs von Seat. Ebenso wie der höchst erfolgreiche Skoda Yeti bedient sich der Ateca der VW-Konzerntechnik. Das Ergebnis ist ein Kompakt-SUV im kantig-dynamischen Seat-Design, in der Größe leicht unterhalb des VW Tiguan.
- Nach VW, Audi und Skoda mischt nun auch Seat bei den Kompakt-SUVs mit.
- Mit hoher Produktqualität und top Preis-/Leistung-Verhältnis soll der Ateca zum Bestseller werden.
- Seat plant 20.000 Einheiten pro Jahr allein für Deutschland – zahlreiche Premium-Features machen den kleinen SUV zu einem ganz Großen.
In den letzten sechs Jahren machte die Gruppe der SUVs ein Plus von rund 65 Prozent. Die kleine Importmarke Seat wuchs im gleichen Zeitraum um 88 Prozent. Da ist es logisch wenn Seat nun endlich ein SUV auf den Markt bringt. Damit scheint die Erfolgsgeschichte im weiterhin schnell wachsenden SUV-Segment vorprogrammiert. Für Seat ist es dabei besonders wichtig, dass die Marke nun breiter dasteht, neue Kunden anspricht. Der Ateca hilft gegen die drohende Leonisierung. Denn bislang zog der erfolgreiche Leon nahezu die ganze Wahrnehmung der Marke auf sich.
Dass der Ateca damit Schluss machen wird, hat er schon bewiesen. Erst seit wenigen Wochen im Handel liegen nun bereits 11.000 Bestellungen vor. Ein großer Teil der Händler und auch Kunden hat den SUV bestellt ohne ihn gefahren oder auch nur probegesessen zu haben. Die für Seat ungewohnte Folge: Der Ateca hat Lieferzeiten, bei manchen Motorisierungen/Varianten sogar sechs bis neun Monate. Ein weiterer Fakt freut die Seat Manager ganz besonders: Zumindest in Deutschland haben sich rund 70 Prozent der ersten Kunden für das höchste Ausstattungslevel Xcellence entschieden. In Kombination mit der 190 PS starken Topmotorisierung verkörpert der Ateca dann die Seat Markenwerte Dynamik, Design und Jugendlichkeit besonders überzeugend, immerhin zum Preis von über 35.000 Euro. Auch in den Fachmedien erhielt der Ateca vielfaches Lob. Nahezu alle Kompakt-SUV-Vergleichstests hat er gewonnen, lediglich seinem „Organspender“ VW Tiguan musste er sich knapp geschlagen geben, meist wegen seines knapperen Raumangebots und dem etwas raueren Geräusch- und Laufverhalten.
Neben dem gelungenen Design sind es vor allem die zahlreichen Ausstattungs-Optionen, die den Ateca in Richtung Premium rücken lassen. Das belegen Technik-Features wie der Stauassistent, die 360 Grad Top View Kamera-Darstellung und das Welcome-Light, das bei Dunkelheit den Modellnamen auf den Untergrund neben dem Fahrzeug projiziert. Auch das kabellose, sogenannte induktive Laden des Smartphones beherrscht der Ateca – allesamt also Features die noch vor kurzer Zeit allein die drei großen deutschen Premiumhersteller für ihre Modelle in Anspruch genommen haben.
Da drängt sich die Frage auf wie viel Premium eine Marke wie Seat, oder auch Skoda, im VW Konzern für sich in Anspruch nehmen darf. Zumindest Assistenzsysteme aus dem Premiumsegment scheinen die internen Marken-Wächter ihren Töchtern zu genehmigen. Oder werden die Marken-Positionen teilweise aufgeweicht, weil Diesel-Gate alle Kontrollorgane auslastet? Egal, Seat kann´s recht sein, denn mit hochwertigen Produkten wie dem Ateca sind steigende Verkaufszahlen so gut wie sicher. Das gilt umso mehr wenn man den künftigen Modell-Fahrplan der Spanier betrachtet. Nach dem Ateca folgt als nächstes ein City-SUV im Ibiza-Format, das sich der Technik des Audi Q2 bedient. Und während Skoda zurzeit mit dem 4,70 Meter langen Kodiaq ein großes SUV ins Rampenlicht schiebt, wartet Seat noch ein wenig. Doch Ende 2017 könnten die Spanier die Kodiaq-Architektur (Basis VW Tiguan) nutzen und ein großes, sportliches SUV-Coupé über dem kompakten Ateca Wirklichkeit werden lassen. Zur Marke Seat passt das auf jeden Fall. Plötzlich bekommen dann BMW X4 und Mercedes GLC Coupé preiswerte Konkurrenz. Und auch dann drängt sich erneut die Frage auf „wie viel Premium darf Seat?“.
Autor: Thomas Wüsten