Two years to market – Jaguar gibt mit seinem ersten SUV, dem F-Pace, richtig Vollgas
Bereits 2016 – kaum mehr als zwei Jahre nach Präsentation der Studie – bringt Jaguar die Serienversion seines ersten SUV auf den Markt. Insider rechnen schon Anfang nächsten Jahres mit dem Verkaufsstart des neuen Jaguar F-Pace.
Da gerät gerade der Vorstandschef des durchaus erfolgreichen und größten deutschen Automobilherstellers in die Schlagzeilen, weil „Gottvater“ Ferdinand Piëch auf Kritik nun Distanz folgen lässt. Einer der Gründe soll laut Medienberichten die zu langsame Entwicklung des bei VW dringend benötigten „Budget-Cars“ sein – gemeint ist eigentlich ein Low-Budget-Car für sich entwickelnde Märkte zu einem sehr niedrigen Preis (weit unter 10.000.- Euro). Und gleichzeitig zeigt Jaguar Land Rover, unter deutscher Leitung und mit Finanzkraft aus dem indischen Mutterkonzern Tata ausgestattet, wie es gehen kann: „Two years to market“, auf Deutsch „zwei Jahre bis zur Marktreife“. Das war die Maßgabe für die schnelle Entwicklung des ersten SUV von Jaguar.
Mit der Studie Jaguar C-X17 zeigte die britische Traditionsmarke 2013 auf der IAA in Frankfurt erstmals ihr SUV/Crossover-Konzept. Die Studie des sogenannten Sports-Crossover Jaguar C-X17 zielt in das Segment von Audi Q5, BMW X3/X4, Mercedes-Benz GLK (demnächst GLC) und Porsche Macan. Der optisch gelungene Viertürer baut auf einer völlig neuen Alu-Monocoque-Plattform auf. Diese Plattform-Architektur haben die Jaguar Entwickler modular ausgelegt und auf ihr bauen auch weitere neue „Jags“ auf, wie zum Beispiel die Mittelklasse-Limousine XE, die ab Juni ihr Marktdebut feiert, und der neue XF, der im Herbst kommt. Mit dieser Grundlagen-Entwicklung wurde natürlich weit vor 2013 begonnen.
Dennoch, der erste Jaguar SUV, er wird F-Pace heißen, soll dem Vernehmen nach auf der IAA im Herbst 2015 als Serienmodell seine Weltpremiere feiern. Laut Spekulationen verschiedener Medien wird die Markteinführung möglicherweise schon im ersten Quartal 2016 starten. Also kaum viel länger als zwei Jahre nach der Präsentation der Studie. „Speed is what it´s all about“ („es dreht sich alles um Geschwindigkeit“) gilt eben nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch in der automobilen Geschäftswelt. Die besondere Eile bei Jaguar ist kein Wunder. Der kommende F-Pace hat keinen Vorgänger und soll das Produktionsvolumen erheblich erweitern, also das Geschäft ausbauen, da zählt jeder Verkaufsmonat, denn den SUV-Boom gilt es auszunutzen. Da es keine Bestandskunden gibt wird der F-Pace heftig die Kunden von anderen Anbietern erobern müssen. Damit er nicht zu sehr die Land Rover Klientel anspricht – und somit die Schwestermarke kanibalisiert – ist er eindeutig auf Straßenbetrieb, Dynamik und eine sportliche Optik ausgelegt. Die neu entwickelten Vier- und Sechszylinder des Konzerns sollen für überzeugende Längsdynamik sorgen. Bei den Benzinern ist von bis zu 400 PS die Rede und 300 PS aus einem 3.0-Liter-Diesel sind ja bekanntlich auch kein Problem. Eine Einstiegsmotorisierung mit knapp über 150 PS wird es jedoch ebenfalls geben. Für die unteren Leistungsstufen reicht der Hinterradantrieb. Die stärkeren Versionen erhalten Allradantrieb – entwickelt von Land Rover, aber aller Voraussicht nach ohne zusätzliche Geländeprogramme wie das bekannte „Terrain Response“.
Kommentar: Jaguar Land Rover macht vieles richtig. Beide Marken bauen ihre Modellpaletten in lukrative Richtungen aus. Land Rover zum Beispiel mit dem neuen Power-SUV Range Rover Sport SVR (mit 550 PS) gegen den Mercedes-AMG GLE und den BMW X5 M. Und Jaguar, wie beschrieben, mit dem künftigen F-Pace gegen Audi Q5 und Co., dabei zielt das Jaguar-SUV besonders gegen die dynamischen Varianten der Wettbewerber und somit exakt gegen den Porsche Macan. Auch die neue Mittelklasse-Limousine Jaguar XE passt perfekt in den Markt und ahmt mit Hinterradantrieb sowie Karosserieproportionen die Erfolgs-Gene der BMW 3er Limousine nach. Bislang produzierte Jaguar rund 80.000 Fahrzeuge pro Jahr. Mit XE und F-Pace sollen es schnell doppelt so viele Einheiten werden. Was jedoch bei den hochtrabenden Wachstumsplänen besonders auffällt, von kostspieligen Abenteuern in kleineren Segmenten ist bislang nichts zu hören. Land Rover entwickelt kein SUV unterhalb des erfolgreichen Evoque und Jaguar plant keinen Einstieg in die Golf-Klasse. Auch das ist beides richtig. H.H.