Kommentar: Lauter nasse Brötchen
PKW werden im Durchschnitt immer PS-stärker motorisiert. Und gleichzeitig wurden PKW in den letzten Dekaden immer größer und schwerer. Entwickler versuchen nun, den Gewichtszunahme-Trend umzukehren, doch wegen immer mehr Komfort-, Sicherheits- und Assistenz-Technik gelingt ihnen bestenfalls ein Stillstand. Zusätzlich wächst die Zahl der tonnenschweren Elektroautos vom Typ Tesla und Co.
Wissen Sie, wie federleicht ein helles Brötchen (oder Rundstück, Schrippe, Kaisersemmel oder wie auch immer) in der Hand liegt? Ganz schön leicht. Und falls Sie schon mal Frikadellen zubereitet haben, dann wissen Sie auch, wie schwer ein nasses Brötchen ist.
Selbst wenn sich ein schweres Fahrzeug „leichtfüßig anfühlt“ – jedes zusätzliche Kilo kostet Energie
Das Branchenblatt „auto, motor und sport“ beschreibt in Ausgabe 07/2019 im Test des Audi e-tron 55 quattro das Fahrzeuggewicht beinah erschrocken: „2.598 Kilogramm. Ach du liebe Zeit.“ Ok, der neue Audi ist ein Elektroauto und soll dem Tesla Model X Konkurrenz machen, dazu braucht er Reichweite. auto, motor und sport: „Allein der 95 kWh-Akku wiegt 699 Kilogramm …“.
Auch das soeben vorgestellte Porsche Cayenne Coupé ist der viel beschworenen Dynamik zum Trotz ein echtes Schwergewicht. In der ersten Kommunikation macht Porsche einfach keine Angaben zum Gewicht. Das funktioniert erstaunlicherweise recht gut. Kein Journalist fragt nach, und in den ersten Veröffentlichungen wird nur all das beschrieben, was Porsche offiziell verkündet hat.
Weit über zwei Tonnen wird das neue SUV-Coupé ganz sicher wiegen. Zum Vergleich: Ein Porsche Cayenne Turbo mit 550 PS hat ein EU-Leergewicht von 2.250 Kilogramm. Und selbst wenn das flachere Dach des Coupés ein paar Kilo einspart, so werden der aktive Heckspoiler, das vollflächige Glasdach und die breiteren hinteren Kotflügel das sicher ausgleichen. Von der immens aufwändigen Fahrwerkstechnik, die bei all diesen Schwergewichten dafür sorgt, dass sich diese Mobile „leicht und handlich anfühlen“, will ich hier gar nicht sprechen.
Es bleibt die Frage: Liebe Produktstrategen, Techniker und Entwickler, geht’s auch leichter? Wenn Ihr High-Tech und Gewichtsersparnis zu einem wichtigen Fahrzeug-Kriterium macht, dann werden doch Eure solventen Kunden dafür sicher einen Mehrpreis akzeptieren.
Autor: Thomas Wüsten