Autosalon Paris 2018: Meine ganz persönlichen Top Ten
Blabla-Bla, ja ich weiß schon, das war vermutlich „Der Letzte Tango in Paris“. Messen verlieren ihre Bedeutung als Marketing- und Kommunikations-Plattformen.
Unter anderem Fiat, Chrysler, Alfa Romeo, Bentley, Lamborghini sowie VW, Ford, Opel, Nissan und Mazda haben sich in diesem Jahr den kostspieligen Weg an die Seine gespart. Und der Audi-Auftritt wurde nicht von der Ingolstädter Zentrale, sondern vom französischen Importeur verantwortet. Gut möglich, dass der Autosalon an der Port de Versailles bald zur Regionalmesse schrumpft oder ganz stirbt.
Dennoch, es gab auch 2018 interessante Neuheiten und ganz einfach ein paar „geile Karren“, die eine Erwähnung wert sind. Deshalb folgen hier meine persönlichen Top Ten:
- Audi Q8 – der schönere Q7, Punkt. Wie es nicht geht, zeigt der rund 2,4 Tonnen schwere e-tron. Soll das wirklich die Elektroauto-Zukunft sein?
- Audi Q3 – einfach ein gutes Straßen-SUV-Format, knapp 4,5 Meter. Innen gibt es das Audi-typische hochwertige und moderne Cockpit, passt. Dagegen wirkt der 300 PS starke SQ2 eher blass, dann lieber den etwas größeren Cupra Ateca aus dem Hause Seat mit ebenfalls 300 PS.
- BMW Z4 – die Neudefinition des Roadsters aus der Kooperation mit Toyota gefällt. Auch wenn die Seitenansicht und die Proportionen nun ein wenig dem Mercedes SLC ähneln, Hauptsache es gibt wieder ein Stoffverdeck. 2,5-Liter- oder 3,0-Liter-Sechszylinder-Sauger gibt es leider nicht, und vermutlich wird es sie auch nie wieder geben, schade. Gegen den Z4 ist der neue 3er einfach enttäuschend. Ein Design, das wenig wagt, weil es keine Bestandskunden erschrecken soll. Und dann, oh Schreck: Der dicke Rahmen der Frontniere erinnert unschön an aufgespritzte Lippen (hab´ ich irgendwo im Netz gelesen und auf manchen Fotos sieht es wirklich so aus).
- BMW 8er Coupé – über Technik und Fahrverhalten muss hier nicht spekuliert werden. Allein die Form macht mich an. Kritiker empfinden sie als zu skulpturhaft. Mir gefällt’s, so kann man knapp 2 Tonnen sportlich-dynamisch verpacken. Der erneut gewachsene X5 fällt dagegen durch. Ein Auto, das so fett geworden ist, dass es sich in Parkhäuser selbst steuern muss, weil das kaum noch ein Fahrer kratzerfrei schafft.
- Mercedes äh, Smart forease – ein kleines, pfiffiges Cabrio im Speedster-Look, Bravo. Leider nur eine Studie und leider mit E-Antrieb statt mit dem knatternden Dreizylinder. Durchgefallen in meiner Wertung: Die neue B-Klasse wegen optischer Mutlosigkeit, um die überalterte Zielgruppe nicht zu erschrecken. Die A-Klasse Limousine wegen ausgeprägter Überraschungslosigkeit. Der GLE wegen einfach zu groß und wegen dem witzigen Freifahrmodus, der den GLE im Sand freischaukelt. Das ist höchstens was für arabische Wüstensöhne auf Falkenjagd, denn in Europa geht kaum jemand mit dem Schwergewicht ernsthaft ins Gelände.
- Porsche 911 Speedster – einfach scharf. Porsche weiß, wie man Sammler lockt. Speedster sind zwar immer gnadenlos überteuert, aber wen kümmert das? Die Version aus Paris zelebriert das Ende der 991-Baureihe, kommt auf GT3-Basis und wird daher von einem 500 PS starken 4,0-Liter-Saugboxer angetrieben. Schwach dagegen: Das Facelift des Macan, ein Audi Q5 in besseren Kleidern, das reicht nicht.
- Peugeot eLegend Concept – ja, ich weiß, das ist ein bisschen Retro, aber gekonnt. Großartig wie Peugeot Feeling und Elemente des 504 Coupé von Pininfarina aufnimmt. Grandios die dünnen Dachsäulen. Nur die Räder sind zu groß und die dicken Backen hinten zu fett – weniger wäre hier eleganter. Vergessen wir den ganzen verbauten Autonom- und Elektro-Quatsch, auch das 49-Zoll-Monster-Display – das sind zwanghafte Versuche eine Kompetenz zu beweisen, die Peugeot zurzeit nicht hat. Träumen wir lieber von einem analogen „Peugeot Legend Coupé“, angetrieben von einem V6-Saugmotor. Aber der passt leider ebenso wenig in unsere Zeit wie ein großes Coupé in das Peugeot Produktportfolio.
- Citroen DS 3 Crossback – Es ist schon mutig, wie stark Citroen und DS auf Luxus und Komfort setzen. Citroen nutzt sogar den Spruch: „Comfort is the new Cool“. Währenddessen setzen die meisten Anbieter auf Sportlichkeit und Dynamik (natürlich gepaart mit Nachhaltigkeit). Beispiel: Nachdem Seat die Linie Cupra zur Submarke erhoben hat, verstärkt auch Skoda seine RS-Aktivitäten (siehe Kodiaq RS).
- Renault K-ZE – Die seriennahe Studie überzeugt. Mit dem Elektro-SUV im citytauglichen Miniformat strebt Renault eine Reichweite von 250 Kilometern und einen Preis von unter 20.000 Euro an. Das kleine Weltauto ist hauptsächlich für China und Indien konzipiert (Start 2019), später soll der sympathische Mini auch in Europa zu haben sein – wir warten gespannt.
- Skoda Vision RS – Wenn´s läuft, dann läuft´s. Gute Verkaufszahlen und viele frische Produkte, über Mlada Bolslav scheint geschäftlich die Dauersonne. Mit dem Vision RS (dem Nachfolger des Rapid Spaceback) klettern die Tschechen eine große Stufe aufwärts ins echte Kompaktformat (Golfklasse). Der Vision RS (das Serienmodell mit einem neuen Namen wird noch 2018 vorgestellt) ist gelungen, kantig-dynamisch gestylt und erhält moderne Vierzylinder-Motoren. Nicht ganz so faszinierend zeigt sich in Paris Seat mit dem neuen Tarraco – einem SUV im 4,70-Meter-Format. Für den VW Konzern und für Seat ist der Wagen wichtig, für Kunden bringt er in etwa das, was der Skoda Kodiaq bereits kann, bloß im dynamischeren Design.
Ja, ich bin ein Gestriger, aber nicht ewig. Jetzt, nach 60 Runden um die Sonne, möchte ich noch aktiv fahren, am liebsten mit einem freisaugenden (also ohne Turbo) Verbrennermotor, den man auch hören kann, und mit einem manuellen Getriebe. Robotaxen und autonome Hyper-Tech-Mobile können ruhig noch etwas warten, das Gleiche gilt für E-Autos, die von Berufsgrünen und gewinngetriebenen Geschäftemachern (Autohersteller, E-Auto-Medien und einige neue Player) beinah wie eine Religion angepriesen werden.
Autor: Thomas Wüsten