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Kommentar: Elektroautos – ein künstlicher Hype?

Der 2-Liter-Turbodiesel der Mercedes E-Klasse: Seit 2018 mit Euro 6d-TEMP. (Werksfoto)

Der Diesel ist tot – es lebe der Diesel? So saubere Diesel wie die neuesten Motoren mit Euro 6d-TEMP und der noch anspruchsvolleren Norm Euro 6d (gültig ab 01.01.2020) gab´s noch nie. Diese Dieselmotoren sind so schadstoffarm wie man es bis vor kurzem kaum für möglich hielt. Dennoch wird weiter über das Ende des Diesels, ja sogar über das Ende aller Verbrennungsmotoren als einzig möglicher Weg zu sauberer Luft und zur Reduzierung des CO2-Ausstosses als Bekämpfung des Klimawandels berichtet.

Der nach allgemeinem Kenntnisstand willkürlich festgelegte und außerhalb Deutschlands umstrittene Stickstoffdioxid-Grenzwert von 40 Mikrogramm NOx pro Kubikmeter Luft wird dagegen kaum öffentlich diskutiert. Noch weniger berichten Medien über die allein in Deutschland besonders eng ausgelegte Platzierung der städtischen Messstellen. Nur in Deutschland wird so nah über dem Erdboden und so nah an den Straßen gemessen wie es die Richtlinien erlauben. Andere Länder platzieren die Messtellen im Rahmen der festgelegten Vorgaben dagegen höher und weiter entfernt. So erklärt sich, dass allein in Deutschland in einer so großen Zahl von Städten der 40-Mikrogramm- NOx-Grenzwert überschritten wird.

Falsch platzierte Messstellen führen zu unsinnigen Fahrverboten
Fehlende Information und eine Medien-Diskussion, die allein Verbrenner und besonders den Diesel verteufelt, sind der Boden, auf dem die Elektroauto-Träume wachsen. So als wäre das künftige Elektroauto die Lösung für alle Umweltbelastungen – ja die gibt es, und die will auch niemand leugnen – die uns der Verkehr (PKW, LKW usw.) beschert. Frei nach dem Motto: „Ein Elektroauto verursacht Null Schadstoffe im Gegensatz zu den schmutzigen Verbrennern, und deshalb müssen wir möglichst schnell alle auf E-Autos umsteigen“.

Die Übertreibung macht den Denkfehler deutlich und entlarvt die zahlreichen, gesteuerten Pro-Elektro-Influencer. Denn natürlich verbrauchen auch Elektrofahrzeuge Energie und produzieren Schadstoffe. Das beginnt bei der Herstellung, speziell beim Bau der Batterien, und betrifft die Laufzeit immer dann, wenn der Strom nicht aus nachhaltiger (erneuerbarer) Energiegewinnung stammt (das sind in Deutschland nur knapp 40 Prozent des Strommix). Und natürlich entstehen bei der Entsorgung zum Nutzungsende eines E-Mobils erneut Energiebedarf und Schadstoffe. Der komplette und objektive Vergleich der Umwelt-Gesamtbilanz der Antriebsarten über den ganzen Lebenszyklus ist sehr schwierig und bis jetzt noch nicht wissenschaftlich sicher gelungen – bislang streiten sich die Experten.

Kurzfristig ist das E-Auto die billige Lösung der CO2-Probleme – langfristig schädigen sich die deutschen Hersteller selbst
Dennoch, als wahr gilt das, was die Mehrheit immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt: „Das Elektroauto ist die alleinige Lösung aller Luft-, Umwelt- und Klimaprobleme!“ Aufklärung kommt leider weder von der Industrie noch von der Politik, und das aus gutem Grund. Das Elektroauto verspricht für die Automobilindustrie ein großes und vor allem lohnendes Geschäft zu werden. Da hat man sich von der technologie-offenen Forschung, Diskussion und Lösung der Probleme ganz schnell verabschiedet und setzt allein auf E-Mobilität. Allen voran Volkswagen, die 2020 mit ihrem bereits verkündeten Mega-Schwenk zur Elektromobilität alle Skandale um den Dieselbetrug wegwaschen wollen. Doch auch Mercedes, Audi, BMW und sogar Porsche setzen mit hohem Druck auf elektrifizierte Fahrzeuge (BEVs und PHEVs). Zum einen lockt das Margen-starke Geschäft mit den antriebsseitig „sehr billigen“ E-Motoren, zum anderen wollen die Hersteller bis zum Januar 2021 ihren CO2-Ausstoß im Flottendurchschnitt auf 95 g/km reduzieren, um Strafzahlungen an die EU zu verhindern.

Branchenkenner haben errechnet, dass ein zugelassenes E-Auto für die meisten Hersteller einen Gewinn von 10.000 bis 12.000 Euro darstellt – eben durch die Umgehung der EU-Strafzahlungen. Wie groß der volkswirtschaftliche Schaden durch das künstlich beschleunigte Ende des Verbrennungsmotors sein wird, lässt sich dagegen nicht exakt beziffern. Inklusive der Abwertung unserer Bestands-PKW wird er in die Milliarden gehen.

Auch von Seiten der Medien, die eigentlich Fakten und Aufklärung in die Diskussion einbringen sollten, erhält der Elektroantrieb unangemessene Unterstützung und quasi „unbezahlte PR“. Dabei wird der Verbrennungsmotor in blindem Elektro-Fortschrittsglauben überschnell für tot erklärt. Autohersteller und Stromerzeuger schauen freudig lächelnd zu und warten ab, wie die veröffentlichte Meinung ihnen in die Karten spielt.

Zensur im Kopf: Vorauseilende Themenauswahl, „weil Diesel ja extrem die Luft verschmutzen und unsere Kinder vergiften“
So erklärt mir ein erfahrener Redakteur einer großen Tageszeitung, der unter anderem die Seite „Mobilität“ verantwortet, dass er Vorstellungen oder Fahrberichte von neuen Diesel-Modellen generell nicht ins Blatt nimmt. „Das kann ich meinem Ressortleiter und der Mehrheit in der Redaktion nicht vermitteln“. Stimmung statt Fakten? Die veröffentlichte Meinung scheint auf geheime Weise elektrisch gleichgeschaltet. Auch in Radio und TV lautet im Gros der Veröffentlichungen der Tenor: „Verbrenner verpesten die Umwelt, und nur mit Elektromobilität können wir die Welt retten“. Stimmung statt Fakten! Synthetische Kraftstoffe, mit denen Verbrenner in Zukunft so sauber laufen könnten wie heute mit Erdgas, spielen in der Diskussion weniger als eine Nebenrolle. Wir haben die offene Suche nach der besten Technologie längst aufgegeben. Wir plappern, twittern und glauben, was uns andere glauben lassen wollen. Schade für die Meinungsfreiheit und Diskussionskultur in Deutschland. E-Auto-Kritiker werden sofort pauschal als Klimasünder abgestempelt – sie fühlen sich ebenso missverstanden wie Migrations-Kritiker, die ruck, zuck als Nazis diffamiert werden. Armes Deutschland!

Autor: Thomas Wüsten