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Kommentar: (a-)soziale Medien zerstören den Cabrio-Spaß

Der Aufmacher-Artikel im „General-Anzeiger“ vom 23./24. Februar 2019 unter der Rubrik Mobil: Autor Thomas Geiger beschreibt den Cabrio-Schwund und lässt Designprofessor Paolo Tumminelli zu Wort kommen. (Quelle: Bonner „General-Anzeiger“)

Die Zulassungszahlen für Cabrios sinken. Es gibt verschiedene Erklärungsversuche, einer kommt von Designprofessor Paolo Tumminelli.

„General-Anzeiger“ Ausgabe 23./ 24. Februar 2019: Autor Thomas Geiger beschreibt in einem interessanten Artikel den Rückgang der Cabrio-Zulassungen in Deutschland und das immer dünner werdende Angebot an Klappdach-Mobilen. Die Story erscheint auch in weiteren deutschen Tageszeitungen. Einige Erklärungen für den Mangel an offenen Autos sind hochinteressant und zeigen, unter welchen Einflüssen sich der Automobilmarkt zurzeit verändert. In der allgemeinen Schadstoff-Diskussion gehen diese Aspekte jedoch viel zu schnell unter. Wie Politik, Stimmung und Digitalisierung samt Sozialen Medien viele Konsumenten beeinflussen, verdient allerdings höchste Aufmerksamkeit.

„Design-Philosoph“ Tumminelli: „Wir grüßen unseren Tischnachbarn nicht, kommunizieren aber in den sozialen Netzwerken täglich mit tausend Unbekannten“

Geiger lässt in seinem Text den Kölner Designprofessor Paolo Tumminelli zu Wort kommen. Der sieht neben „der nachlassenden Faszination fürs Fahren“ zwei weitere Gründe, die die Nachfrage nach Cabrios bremsen. Erstens „die Unsicherheit, die zum gesellschaftlichen Grundgefühl des neuen Jahrtausends aufgestiegen sei.“ Damit meint er, dass das allgemeine Sicherheitsbedürfnis stark gewachsen ist. Tumminelli: „Das Steuern eines offenen Autos widerspricht diametral dieser Lebenseinstellung.“

Und zweitens sieht der Designprofessor Technologie und Digitalisierung als Cabrio-Killer. Im offenen Wagen kämen Bildschirme und Freisprechanlagen an ihre Grenzen und bedrohten den vernetzten Millennial mit digitaler Isolation. Tumminelli: „Also kehrt man lieber zurück in die geschlossene Kiste, schnallt sich schön an, schaltet Klimaanlage und Assistenz ein und chattet dann mit dem Freund in Berlin, während da draußen die Amalfi-Küste samt Sonne und Zitronen vorbeizieht.“

Smartphones und permanente Vernetzung können auch Störenfriede sein

Fazit: Statt mit dem Cabrio genussvoll durch die Landschaft zu gleiten, setzen sich künftige Autonutzer eher unter ein Blechdach, um ihrer Internet- und „Social-Media“-Sucht zu folgen. Ständige Kommunikation und Erreichbarkeit wird wichtiger als selbstbestimmter und selbstgewählter Genuss – wie schrecklich. Zum Glück formiert sich eine zaghafte Gegenbewegung. Es soll bereits Restaurants geben, die den Gebrauch von Handys und Smartphones komplett verbieten – Bravo!

Autor: Thomas Wüsten